- Liebe Christine, du bist die Geschäftsführerin der Buchdruckerei Lustenau, – kurz BuLu – eine der europaweit umweltfreundlichsten Druckereien. Natürlich fair drucken. Größten Respekt für euer ökologisches Denken und Handeln, was hat euch genau dazu bewegt auf Bio-Farben bzw. Green Printing umzustellen?
Den Grundstein mit der umweltfreundlichen Bauweise, vor allem mit der umfassenden Energiepfahlanlage und mit der Warmwassergewinnung durch Maschinenrückwärme hatten wir bereits beim Neubau unseres Firmengebäudes im Millennium Park im Jahr 2000 gelegt. Diese Planungen haben noch vor meiner Zeit bei der BuLu stattgefunden, da war noch meine Mutter federführend dafür verantwortlich. Ich bin erst seit August 2000, ein paar Monate vor dem Umzug ins neue Betriebsgebäude, in der Firma. Es hat mich aber von Anfang an fasziniert, was wir hier für die damalige Zeit ziemlich einzigartig schon alles umgesetzt hatten. Das ist die eine Seite unserer Umweltfreundlichkeit – das Betriebsgebäude und die Technik.
Die andere Seite unserer Nachhaltigkeitslinie ist aber vor allem auch die umweltfreundliche Produktion unserer Drucksorten. Ich war Anfang 2003 das erste Mal in Indien, und überall wo ich bin, gehe ich Druckereien besuchen. Das ist eine Berufskrankheit von mir :-)
In entwickelten Ländern gibt es gute Abluftanlagen und Filter etc., sodass die Mitarbeiter nichts von der „Chemie“ riechen bzw. die Dämpfe werden gleich alle gefiltert oder wo anders „rausgeblasen“. Auch die BuLu war in dieser Hinsicht top ausgerüstet, mit modernster Technik. Man hat während man im Gebäude war, nichts von der Chemie „gespürt“. Aber in Indien war das nicht so. Die Mitarbeiter dort mussten unter - für uns unvorstellbaren - Arbeitsbedingungen arbeiten, und der Geruch war so „beißend“, dass ich froh war, als ich das Druckereigebäude dort wieder verlassen konnte. Ich habe mir dann Gedanken gemacht, dass wir ja mit genau den gleichen oder ähnlichen Mitteln arbeiten, nur dass man es bei uns nicht riecht bzw. die Dämpfe gleich reinigt. Ich dachte mir, dass das doch auch anders, mit umweltfreundlichen Mitteln und Farben möglich sein müsste. Nach und nach haben wir dann unseren gesamten Produktionsprozess umgestellt. Wir verwenden umweltfreundliche Druckfarben, die rein auf Pflanzenölbasis hergestellt werden, als auch umweltfreundliche Lacke, wir haben eine umweltfreundliche Druckplattenproduktion, verwenden umweltfreundliche Reinigungsmittel etc.
Seit 1 ½ Jahren machen wir nun auch die Klebebindungen selber bei uns im Haus, und wir sind stolz darauf, dass wir die einzige Firma in ganz Österreich sind, die den umwelt-freundlichen PUR Seiten- und Rückenleim verwendet, für höchste Bindequalität und dies trotzdem in „umweltfreundlicher Ausführung“. Es war ein langer Weg bis wir diesen Leim gefunden haben, aber er funktioniert super und ich bin sehr glücklich darüber. Es hätte sonst nicht in unsere Nachhaltigkeitsstrategie gepasst, mit einem anderen Leim zu produzieren.
- Wie wichtig ist Umweltschutz und Nachhaltigkeit für dich persönlich?
Im Sinne unserer Nachkommen bzw. zukünftigen Generationen liegt mir die Umwelt sehr am Herzen. Nur wenn wir Verantwortung übernehmen, können wir einen Beitrag zum Schutz unseres Planeten leisten. Weil mir persönlich das so wichtig ist, treibe ich dieses Thema auch bei uns in der Firma laufend voran und versuche in meiner Funktion als Interessensvertreterin, auch andere Unternehmen und deren Mitarbeiter von ökologischen Innovationen und nachhaltigem Energiemanagement zu überzeugen.
Die Unternehmen haben natürlich eine große Hebelwirkung, wenn sie umweltfreundliche Maßnahmen umsetzen. Aber es ist auch wichtig, dass jeder einzelne etwas dafür tut. So schau ich z.B. darauf, dass ich lokale Produkte kaufe, die keine langen Transportwege hinter sich haben.
- Faszination Buch: ein richtiger Bücherwurm liebt es, ein gutes Buch in der Hand zu halten und den Duft von gedrucktem Papier zu schnuppern – das ist ein ganz besonderes Lesegefühl. Was hältst du von dem Trend hin zu e-books im Gegensatz zu gedruckten Büchern, gerade auch in Bezug auf Nachhaltigkeit?
Nachdem wir unter anderem Bücher produzieren, liegt es in der Natur der Sache, dass mein Herz für gedruckte Bücher schlägt und nicht für e-books. Es gibt heutzutage schon Papier aus nachhaltiger Forstwirtschaft, das in einer Papierfabrik umweltfreundlich produziert wurde, und wenn dann auch noch die Produktion in der Druckerei umweltfreundlich stattfindet, dann gibt es hier keinen Nachteil in Bezug auf die Nachhaltigkeit. Ein gedrucktes Buch kann man immer mal wieder in die Hand nehmen, kann es ins Regal stellen und gerät nicht in Vergessenheit. Ein e-book liest man, und danach „klickt“ man weiter zum nächsten. Ich persönlich habe auch schon einmal einen „Kindle“ ausgeliehen, weil ich wissen wollte, wie das so ist, ein e-book zu lesen. Aber ich muss ganz ehrlich sagen, ich fand es gar nicht so „bequem“, wie ein Buch zu lesen. Außerdem bin ich beim Arbeiten schon so viele Stunden vor einem Bildschirm, dass ich froh bin, wenn ich in meiner Freizeit etwas „Analoges“ lesen kann und nicht die Zeit wieder vor einem Bildschirm verbringe.
- Als berufstätige Zweifach-Mama kommt die Freizeit vermutlich auch bei dir etwas zu kurz. Wie sieht der lang ersehnte, ideale Urlaub mit der Familie für dich aus?
Freizeit habe ich tatsächlich nicht viel :-) Meinen „idealen Urlaub“ mit der Familie mache ich laufend wahr, nämlich so viel Zeit wie möglich im Gebiet Warth-Schröcken zu verbringen. Ich genieße die Zeit dort sowohl im Winter beim Skifahren als auch im Sommer beim Wandern. Wir haben, als ich ein Kind war, schon unsere Ferien sehr oft dort verbracht, und die Berge dort sind einfach „Urlaub“ und Entspannung für mich. Ich finde das Konzept von den Zwergenhäusern wirklich toll. Ich denke, alleine die Umgebung dort ist schon Entspannung und Erholung für die ganze Familie.
- Hast du vielleicht noch ein paar gute Lesetipps?
Bei Lesetipps tue ich mir etwas schwer. Jeder hat andere Vorlieben. Ich sehe es bei uns in der Familie. Was dem einen Kind an Lesestoff gefällt, gefällt dem anderen wieder gar nicht so sehr, und auch mein Mann und ich haben größtenteils ganz andere Vorlieben, was die Bücher, die wir lesen, angeht. Den Tipp, den ich den Familien ganz allgemein geben kann, ist, dass die meisten Kindern es lieben, wenn ihnen die Eltern vorlesen, und das auch noch, wenn die Kinder schon etwas älter sind und sie selber schon lesen können. Unsere Kinder haben es im Volksschulalter immer genossen, wenn wir ihnen dann trotzdem immer noch ein paar Seiten vorgelesen haben, z.B. vor dem Schlafengehen.
Ein herzliches DANKESCHÖN an dich, liebe Christine, dass du dir für uns Zeit genommen hast und uns so wunderbare Einblicke gewährt hast, sowohl im privaten Bereich als auch in euer großartiges, innovatives Vorarlberger Unternehmen.
Interview geführt von Ivonne Gsenger, Vital Chalet
Mehr Infos unter:
Kommentar schreiben